Low-Key-Fotografie – Der kreative Gegenpol zum High-Key-Look
Wie mich High-Key-Fotografie durch Helligkeit und Leichtigkeit fasziniert, reizt mich Low-Key-Fotografie durch Tiefe, Dramatik und Kontur. Statt auf Lichtfülle zu setzen, arbeite ich hier bewusst mit Schatten, dunklen Flächen und selektiv gesetzten Lichtakzenten. So entsteht eine intensive, oft geheimnisvolle Stimmung, bei der das Motiv aus der Dunkelheit heraustritt.
Wie in meinem Blogbeitrag zum Thema High-Key-Fotografie beschrieben, interpretiere ich auch diesen Stil auf meine eigene Weise: Der Hintergrund bleibt tiefschwarz, während das Motiv präzise beleuchtet ist. Die Schatten entstehen nicht zufällig, sondern sind Teil der Komposition – sie formen und betonen.
Low-Key-Bilder setze ich gerne bei Porträts, Gruppenfotos, Produktaufnahmen oder Kunstbilder ein, wenn Stimmung, Plastizität und Tiefe im Vordergrund stehen. Nachfolgend siehst du Beispiele aus der Praxis.
Low-Key-Bilder
Wie entsteht der Low-Key-Look in meinem Fotostudio?
Meist arbeite ich mit drei Lichtquellen, wie im Bild dargestellt:
Das Hauptlicht (Nr. 1 im Bild):
Eine grosse Softbox mit einem Grid aufgespannt sorgt für definierte Beleuchtung auf Gesicht, Körper oder Objekt – weich genug, um Details sichtbar zu machen, hart genug, um Schatten zu formen.
Das Aufhelllicht (Nr. 2 im Bild):
Ein zweites Licht wird gezielt eingesetzt, um Schattenpartien leicht aufzuhellen, ohne die Grundstimmung zu verlieren.
Das Back Light (Nr. 3 im Bild):
Dieses Licht ist ein sogenanntes Haar-, Streiflicht, Gegenlicht oder Spitzlicht, das von hinten auf das Model/Objekt gerichtet ist. Es trennt das Motiv subtil vom schwarzen Hintergrund und erzeugt eine feine Leuchtkante. Häufig kommt hier bei mir ein Studiolicht mit Refletor, Snoot, kleine Softbox oder ein Striplight – also eine sehr schmale Softbox – zum Einsatz.
Für was ist ein Grid vor einem Lichtformer?
Auf dem Bild siehst du ein Grid vor einer Softbox. Dieses Wabengitter sorgt dafür, dass das Licht gebündelter auf das Motiv fällt, die Richtung etwas präziser bleibt und unerwünschtes Streulicht reduziert wird. So wird es möglich, feine Lichtkanten zu erzeugen, die besonders in Low-Key-Porträts die Konturen betonen, ohne den Hintergrund aufzuhellen.
Schritt für Schritt zum Low-Key-Porträt
Schritt für Schritt zum Low-Key-Porträt
Nr. 1:
Porträt vor schwarzem Hintergrund – ganz ohne Studioblitze, nur mit vorhandenem Umgebungslicht. Die Kamera steht auf einem Stativ, ich löse per Fernauslöser aus. Das Model bin in diesem Fall ich selbst. Das Licht wirkt sehr flach, das Gesicht und die Kleidung gehen im Dunkeln fast unter.
Nr. 2:
Nur das Hauptlicht wird eingeschaltet. Plötzlich treten Konturen und Strukturen hervor – das Gesicht gewinnt Plastizität, Schatten werden sichtbar, die Bildwirkung wirkt deutlich dramatischer.
Nr. 3:
Mit dem Aufhelllicht werden einzelne Schatten sanft abgemildert. Die Form bleibt erhalten, die Übergänge wirken harmonischer, ohne die Spannung zu verlieren.
Nr. 4:
Das Back Light wird eingeschaltet. Das Motiv hebt sich subtil vom schwarzen Hintergrund ab, Haar- und Kantenlicht erzeugen eine klare Trennung und mehr Tiefe im Bild.
Ziel ist kein flaches Licht, sondern eine dunkle, ausdrucksstarke Bildstimmung. Manchmal verwende ich zusätzlich noch ein- bis zwei Hintergrundlichter um den Hintergrund leicht zu betonen.
Wenn dir dieser Stil gefällt oder du ein eigenes Low-Key-Shooting bei mir ausprobieren möchtest, freue ich mich über deine Nachricht oder deinen Besuch in meinem Fotostudio in Lenzburg.
Erik Brandsberg – Fotograf
Für alle Technik-Interessierten
Die gezeigten Low-Key Fotos wurden mit folgender Kamera und Einstellungen gemacht:
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Kamera: Canon EOS R5
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Einstellungen: Manuell – f/8 – 1/125s – ISO 100 – RAW
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Objektiv: Canon EF 85mm f/1.4L IS USM (mit Adapter)
- Studioblitze: Godox QT1200 III